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Gotthardfahrt Mitte Oktober 2006

Ich plante den Start mit dem Rad am Vierwaldstättersee in Luzern. Die Anreise erfolgte am Freitag früh, Abfahrt in Wehrheim bei starkem Regen, auch unterwegs am Kaiserstuhl vorbei über Basel keine Wetterbesserung, erst am Vierwaldstätter See bei Luzern hörte es auf zu regnen, war aber trübe. Um 14 Uhr war das Rad (schweizerisch: Velo) gesattelt und zur Weiterfahrt gerüstet.


1. Tag: Von Wehrheim nach Luzern und mit dem Velo bis Intschi
2. Tag: Von Intschi bis Andermatt
3. Tag: Andermatt bis San Gottardo und zurück bis Gurtnellen
4. Tag: Von Gurtnellen nach Luzern

 

1. Tag:

Von Wehrheim bis Luzern mit dem Auto,

dann bis Intschi mit dem Velo

Wehrheim im Regen Abfahrt im Regen (Bilder zeigen)

Am Nachmittag gings von Luzern am östlichen Ufer des Vierwaldstätter Sees über Küssnacht, Weggis, Brunnen, Flüelen, Altdorf immer am See entlang mal auf und ab, ca. 60 km. Seehöhe 430 m. Das sind hübsche Städtchen, reich an touristischen Zielen, wie z.B. die Rigibahn.

Der Radweg folgt der normalen Straße und ist durch gelbe Markierungen vom Fahrweg getrennt. Der Radweg ist an vielen Stellen sehr schmal, zweimal bin ich an die Wand gefahren. Es herrscht starker Verkehr, es ist normaler Wochentag, Freitag Nachmittag.

Durch Meggen, Weggis und Vitznau gehts an der Ostseite des Vierwaldstätter Sees mit seinen steilen Hängen entlang.

Die Straße bleibt im Tal, es geht hin und wieder bergauf und bergab, ist aber im wesentlichen eben.
Ständig bietet sich ein reizvoller Blick auf den einzigartig von Bergen umrahmten Vierwaldstätter See.

Durch kleinere Tunnels und Schutzdächer führt der Radweg über Brunnen und Sisikon zur Tellsplatte.
Schöner Blick und Möglichkeit zur Stärkung.

Das Ende des Sees erreiche ich bei Flüelen, einem ausgeprägten Touristenort.

Vierwaldstätter See Vierwaldstätter See bei Flüelen (Bilder zeigen)

Von dort führt der Radweg über die Reuss und folgt ihr auf der flußaufwärts rechten Seite bis Schattdorf.
Ich wechsele dort auf die linke Seite und radeln entlang von Feldern in die nächste Ortschaft.
Ich
folge der Beschilderung 3 (Nord-Südroute). Die Beschilderung ist durchweg in der bekannten schweizer Präzision ausgeführt.

In Erstfeld wechselt der Radweg wieder auf die rechte Seite und führt auf einem asphaltierten Wirtschaftsweg, rechts der Reuss, an mehreren Bauernhöfen vorbei, weiter.

In Altdorf wurde es langsam dämmerig, ich bin bis Intschi gefahren und dort in einem alten Gasthof eingekehrt, spartanisches Zimmer, Dusche auf dem Gang, 40 sFr. (ca. 26 €). Abendessen und Schlaf bis 8 Uhr.

Gute Beschilderung im "Veloland Schweiz" Gute Beschilderung im "Veloland Schweiz"(Bilder zeigen)

2. Tag:

Von Intschi bis Andermatt

Gewaltig ragen die Berge rechts und links des Flusses in die Höhe.
Die grünen Wiesen sind frisch gemäht, es sieht so aus, als wäre die ganze Landschaft schon für den Sonntag gerichtet.

Ohne große Steigungen erreiche ich eine Station der Elektrizitätsgesellschaft.
Der Radweg zweigt hier auf die normale, alte Gotthardstraße nach Amsteg ab.

Vergessen sind nun die schnellen Gänge. Recht kernig führt die Straße am Hang entlang nach oben. Das Wetter ist trotz Oktobermitte recht warm und fast wolkenfrei.

Die Reuss hat sich hier schon recht tief in den Fels eingegraben und bildet ein tiefes, unbegehbares Tal. Die noch begehbaren Hänge, also der Rest des Tales, teilen sich die Eisenbahn, die Autobahn und die alte Straße.

Amsteg Blick ins Tal bei Amsteg (Bilder zeigen)

Nach Amsteg wird es zweimal richtig steil. Dafür entschädigt der schöne Blick auf das Tal. Tief eingegraben fließt die Reuss zwischen riesigen Felsblöcken.

Noch vor Göschenen überschreite ich die 1000 m Marke.
Bei Göschenen beginnt der 17 km lange Gotthardtunnel und die Trasse der Autobahn verschwindet im Berg.
Jetzt wird es richtig schön. Das seither schon nicht gerade breite Tal verengt sich noch mehr.
Einziger Wehrmutstropfen: Mehr Verkehr gesellt sich auf die alte Gotthardstraße. Auch die Furka- und Oberalppassfahrer, die bis Göschenen die Autobahn nutzten, zweigen auf unsere Straße ab.
Der Radweg ist eng, beängstigend eng bei diesem starken Verkehr.

Die Strecke bis Andermatt ist landschaftlich äußerst schön, es geht aber immer und stetig bergauf, nicht zu steil aber auch nicht zum Ausruhen.

Weiterfahrt auf dem Gehweg durch einen Halbtunnel. Kurz danach, auf 1447 m Höhe, endet vorerst die steile Bergfahrt und eine kleine Hochebene bei Andermatt bringt eine wohltuende Erholung. Auch in Andermatt bedeckter Himmel, nicht zu kühl, aber starker Wind aus Süden, da muß ich morgen hin, nach Süden über den Gotthardpass.

Im Hotel Zur Sonne hab ich übernachtet, von Sonne keine Spur. Hotel Helvetia sieht noch genau so aus wie vor 40 Jahren, dort haben wir gewohnt als sich Anita das Bein gebrochen hat. Das Gipsbein steht bei uns im Keller als Souvenir.


Andermatt Andermatt (Bilder zeigen)

3. Tag:

Von Andermatt zum Gotthardpass und nach Gurtnellen

Am nächsten Morgen gehts gleich weiter zur Passhöhe, es sieht nicht sehr freundlich aus, es ist kalt, ich habe die lange Radlerhose und Pullover und Trainingsjacke angezogen. Bei Hospendal zweigt die Straße zum Gotthard ab. "630 Höhenmeter auf 9 km Länge" warnt das Hinweisschild für Radler. Steil, von den 9 km habe ich das Velo ca. 2-3 km geschoben.
Sehr steil führt die Straße am Hang des Winterhorns entlang.

Nur einige Autos unterwegs und nur ein Radfaher: Ich.

Im Nebel und Regen am Pass

Traumhaftes Wetter am Gotthardpass (Bilder zeigen)

Serpentine um Serpentine erklimme ich den Berg und frage mich innerlich: Muß das sein?

Nach gut sechs Kilometern steiler Auffahrt zweigt nach links ein Schild mit "Passo Gotthardo" ab.
Ich folge dem historischen, alten Weg. Fast ohne Verkehr erreicht man auf dieser gepflasterten Straße die Höhe und schließlich den See am Gotthardpass, den kenn ich zwar, es ist aber heute nicht zu sehen wegen starkem Regen und Nebel. Die Gipfelstation ist Touristenattraktion aber heute ist nix los.

Pause bei der Gipfelstation. Ein Kaffee und ein Gipfel.

Radfahrer sind hier - zumindest Mitte Oktober - noch Exoten und werden milde belächelt. Ich war übrigens der Einzige.

Am Pass angekommen, gibt es keinen atemberaubenden Blick, die Gasthäuser sind kaum zu erkennen, starker Nebel, leichter Regen und 2,4 Grad, zum Glück habe ich meine alten Skihandschuhe mitgenommen, hier sind sie zu gebrauchen. Nix wie rein in ein Gasthaus, dort hab ich gefragt, wie das Wetter auf der Südseite ist (auf italienisch, denn der Pass gehört zu Tessin). Nebel in Airolo, Nebel und Regen in Biasca, sagt mir eine Frau. Also, was tun? Weiterfahren bis Lugano, wie es mein ursprünglicher Plan war und dann mit dem Zug zurück nach Luzern? Ich entscheide mich für die Weiterfahrt nach Luzern mit dem Velo, die Strecke war eigentlich ganz schön, und da der starke Wind aus dem Süden kommt, hab ich vielleicht mit dem Wetter auf der Nordabfahrt mehr Glück als auf der Südseite.

Passo San Gottardo Passhöhe (Bilder zeigen)


Auf der Talfahrt treff ich auf zwei nasse, bergauf radelne Rennradfahrer. Ich sag ihnen, dass es oben sehr kalt ist.
Leider setzt auch bei mir noch Regen ein, und außer der Angst in ein Schlagloch zu fahren, muss ich aufpassen, nicht auf den rutschigen Steinen ins Schlingern zu geraten.

Andermatt Die Sonne zeigt sich langsam (Bilder zeigen)

In Andermatt wird es langsam hell, ich habe Zeit zu einem kleinen Rundgang.
Die Temperatur liegt immer noch bei unter 6 °C. Die Teufelsbrücke und natürlich dieser Felsen, den wir schon einige Male auf alten Dias fotografiert hatten, kann besichtigt werden. Wassen mit seiner weißen, leuctenden Kirche taucht auf, dann ist es nicht mehr weit bis Gurtnellen, dort wollte ich übernachten. Ich kam schon um 3 Uhr in Gurtnellen an, habe mir ein altes Hotel gesucht und nach dem Duschen bin ich noch bis Gurtnellen-Dorf aufgestiegen, ca 3 Stunden.

Wassen und Gurtnellen Wassen und Gurtnellen (Bilder zeigen)

4. Tag:

Von Gurtnellen nach Luzern

Der ausgeschilderte Radweg führt jetzt meist auf der üblichen Straße der Reuss entlang weiter talabwärts. Erst in Altdorf wird es endlich wieder schön, den See entlang fahr ich recht langsam und gemütlich und mache in eingen Orten Pausen.


Altdorf Altdorf, der letzte Ort in den Bergen (Bilder zeigen)

Weiter gehts am See entlang bis Küssnacht, dort habe ich einige Kleinigkeiten gekauft und kam mit einem Fahrradhändler ins Reden.

Vierwaldstätter See Zurück am Vierwaldstätter See (Bilder zeigen)

Er hat noch 2 Wochen, dann kann er den Laden bis April zu machen, die Radsaison ist zu Ende. Deshalb alles raus. Ich fahre auf einigen Rädern zur Probe über den Parkplatz, dann entscheide ich mich für ein Velo, von sFr 1999 ist es reduziert auf sFr 999, für sFr 900 kann ichs haben, das sind € 563. Der Händler hilft mir auch noch beim Einladen ins Auto. Dann ab nach Hause.

Es war super!